Station 10 Mo/ve/ments:

Installation:
„Das Nichts ist nur eine Achse!“
Ackergeräte, Eisen, Messing,
Textilband

Am Horizont begegnen sich Himmel und Erde, Dunkelheit und Licht, Materie und Geist, die Göttlichen und die Sterblichen. Lockern wir die Linie auf mit eisernen Geräten, vermischen sich Licht und Dunkelheit. Die wärmende Sonne und der die Wasser bewegende Mond lassen aus dieser Vermischung Leben wachsen, das wiederum die Linie verbreitert, die Himmel und Erde trennt. Das nennen wir Vegetation. Und damit wird diese Linie zu keiner trennenden, sondern zu einer verbindenden.
Doch sind wir im Wesentlichen der Erde verhaftet, unser Tun und unsere Zeit verbringen wir im Austausch mit der Materie, verstoffwechseln was da wächst und gedeiht, „pflanzen“ uns fort.
Lassen wir das Materielle jedoch einmal hinter uns, sei es durch Elend und Not, oder durch freiwilligen Verzicht, durch Fasten und Meditation, fühlen wir uns bald am Rande der Welt stehend.
Doch wir stehen nicht am Abgrund, nicht vor dem Nichts. Wir stehen auf einer Achse.
Denn vor uns liegt das Reich des Geistigen, das ungleich weiter und reicher ist, als das Reich des Materiellen. Das Materielle ist Last, das Geistige ist Freiheit. Das Materielle ist geronnener Geist,
verfestigt, erstarrt, das Geistige will noch werden, ist Zukunft.
Lasst uns die eisernen Geräte, mit denen wir den Boden bearbeiten, umkehren und aufrichten, damit
sie in den Himmel ragen wie Antennen.
Denn das Zielgerichtete tragen sie in ihrer Form alle schon in sich. Das Ziel soll nicht länger mehr
die dunkle Materie sein, es soll der lichte Geist sein.

 

Dann werden uns vielleicht wieder Götter begegnen, von denen Friedrich
Hölderlin berichtete:

Da ich ein Knabe war.

Da ich ein Knabe war,
Rettet‘ ein Gott mich oft
Vom Geschrei und der Rute der Menschen,

Da spielt‘ ich sicher und gut
Mit den Blumen des Hains,
Und die Lüftchen des Himmels
Spielten mit mir.

Und wie du das Herz
Der Pflanzen erfreust,
Wenn sie entgegen dir
Die zarten Arme strecken,

So hast du mein Herz erfreut
Vater Helios! und, wie Endymion,
War ich dein Liebling,
Heilige Luna!

Oh all ihr treuen
Freundlichen Götter!
Daß ihr wüßtet,
Wie euch meine Seele geliebt!

Zwar damals rief ich noch nicht
Euch mit Namen, auch ihr
Nanntet mich nie, wie die Menschen sich nennen
Als kennten sie sich.

Doch kannt‘ ich euch besser,
Als ich je die Menschen gekannt,
Ich verstand die Stille des Äthers
Der Menschen Worte verstand ich nie.

Mich erzog der Wohllaut
Des säuselnden Hains
Und lieben lernt‘ ich
Unter den Blumen.

Im Arme der Götter wuchs ich groß.