Station 14 Mo/ve/ments:
Sternbilder und Tierkreiszeichen
Wenn kein Wölkchen am Himmel und die Luft klar ist, gibt uns die einbrechende Nacht die Sicht frei ins Unendliche, oder wenigstens einen winzigen Einblick: Mit schimmernden Lichtpünktchen übersäht, wölbt sich der Kosmos zeitlos über unserer irdischen Endlichkeit. Das mitunter Schmerzliche des begrenzten Lebens in der Erdenschwere vergessen wir angesichts der unermesslichen galaktischen Weiten und Gestirne. Bei diesem Anblick des Erhabenen schlechthin packt uns Sehnsucht, – wonach?
Der Hauch des Absoluten in der unendlich fernen Natur begeistert, öffnet die Sinne und lehrt zugleich, wie unsere Wahrnehmung gemäß ihren eigenen Möglichkeiten in das chaotisch anmutende Rätsel des funkelnden Firmaments Übersicht und Ordnung bringt:
Nach Bevorzugungs-Regeln wie Nähe, Gleichheit oder Ähnlichkeit schließen sich spontan Einheiten von Sterngruppen zusammen. Wie am Tage in den vorbeiziehenden Wolken entdecken wir nachts Figuren, Gegenstände und vermuten Ereignisse am Himmel. Den gefundenen Strukturen und Gebilden verleiht die Phantasie Bedeutung und Sinn. So verwandelt sie die oft absurden, unvorhersehbaren Begegnungen da oben in plausible Erklärmuster, löst schließlich das Rätsel der Nacht in den Mythen und Märchen der Menschheit.
Nicht viel anders als in der obigen Befragung unserer Wahrnehmung der Gestirne arbeiten wir Künstler:innen. Und ich belausche daher auch fasziniert die Weltweisen vergangener Jahrtausende bei ihrer unermüdlichen Sterndeutung. So bietet allein der Anblick des prominentesten Bildes am Winterhimmel – des Orion als Gegenspieler des Skorpions – eine unerschöpfliche Fülle an schöpferischen Einfällen: Man weiß etwa, dass die Sumerer im Zweistromland wohl verantwortlich für die ursprüngliche Taufe des Gestirns waren. Sie nannten es Uruanna und meinten, in der signifikanten Konstellation ein Schaf zu erblicken, während etwa die alten Ägypter eine Widerspiegelung ihres Gottes Osiris vornahmen. Erst die alten Griechen vermuteten hinter dem Orion, wie sie ihn nannten, die Konflikte von Liebe und Eifersucht ihrer Götterwelt. Und selbst Albrecht Dürer beteiligte sich am Enträtseln: Auf ihn geht das kleine Detail zurück, dass der Gestirnsbogen aus lauter lichtschwachen Elementen der Umhang des Großen Jägers sein müsste. Mit Dürers Faible für das uns leuchtende Himmelszelt fühlte ich mich wahrlich in guter Gesellschaft, als ich die Geschenkedition meiner Tierkreiszeichen schuf